Sommer, Salz und Seilschaften- Mein Urlaub in Hallstatt
Ferien in Österreich gehören seit meinen Kindertagen zum Jahreslauf. Zum ersten Mal allerdings zieht es mich ins vielbesungene Salzkammergut. Ich folge der Beschilderung gen Hallstatt und bin mit jedem Straßenkilometer mehr beeindruckt. So eine raue, unmittelbare Alpen-Begegnung wurde mir bis dato nur an wenigen Orten zuteil. Ich kann mich kaum aufs Fahren konzentrieren, so sehr fasziniert mich der Anblick dieses wunderhübschen Fleckchens Erde.
Noch am selben Tag unternehme ich von meinem Hotel aus einen kleinen Bummel durch die Häuserzeilen und bin endgültig verliebt. Enge Gassen, das pittoreske Gotteshaus und hölzerne Fischerhütten säumen den Weg. Der Urlaub in Hallstatt entfaltet sofort seine entspannende Wirkung und ich kann es kaum erwarten, mehr von dieser Region zu entdecken. Weil die Sonne noch hoch am Himmel steht, planschen einige Kinder im smaragdfärbigen Nass und ich ärgere mich, dass ich meine Badetasche nicht mitgenommen habe. Der mystische See wirkt überaus einladend und funkelt verheißungsvoll im Abendlicht.
Ein Ausflug untertage
Hallstatt ist Namensgeber eines ganzen Zeitalters. Zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert vor Christus war es ein kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Eisenepoche. Auch wenn es für mich unbegreiflich scheint: Die damaligen Bewohner hatten sich diesen Ort nicht aus optischen Gründen erwählt. Oberhalb von Hallstatt lagern tausende Tonnen des „Weißen Goldes“ im Berg. Das Salz machte die Region reich und zog die Menschen wie magisch an. Sie trieben regen Handel und verkauften ihre Ware in halb Europa. Deshalb gehört Hallstatt auch zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ich fahre mit der Salzbergbahn hinauf zum Stolleneingang und nehme an einer Führung teil. Glitzernde Wände, ein zauberhaftes Geflecht aus unterirdischen Gängen und der kompetente Guide lassen mich Zeit und Raum vergessen. Es ist kaum vorstellbar, unter welch schwierigen Bedingungen die Knappen dereinst arbeiten mussten. Der händische Vortrieb brachte nur wenige Zentimeter pro Jahr und doch muss sich die harte Arbeit gelohnt haben. Nach knapp eineinhalb Stunden empfängt mich das gleißende Sonnenlicht am Bergwerksausgang. Ich muss die Augen fest zusammenkneifen, um mich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen und tue dies auf dem schmalen Fußweg, der sich hinunter ins Tal schlängelt und idyllische Panoramen freigibt.
Mein Archäologie-Beitrag
Schon bei der Besichtigung des Bergwerks ist mir ein Prospekt aufgefallen, auf dem zu lesen war, dass man Tontafeln kaufen und jene im Stollen für nachfolgende Generationen lagert kann. Als ich wieder zurück ins Hotel komme, um die Impressionen, die Hallstatt und das Weltkulturerbe mir beschert haben zu verdauen, werde ich abermals auf den Flyer aufmerksam. Ich nehme in kurzerhand mit aufs Zimmer und lese aufmerksam die Idee durch. Jeder Gast kann ein langlebiges Stück Ton mit den eigenen Gedanken und Erinnerungen beschriften. Dann wird dieses in einem nicht öffentlich zugänglichen Bereich des Bergwerks zu den anderen Tontafeln gelegt. Sollten in 1000 oder mehr Jahren erneut menschliche Wesen den Salzberg entdecken, werden sie auch meine Tontafel finden. Ich bin wie elektrisiert von dieser Vorstellung und kaufe ein Exemplar. Stundenlang hocke ich auf meinem Balkon, zeichne, skizziere und schreibe jeden Winkel voll und bin am Ende sehr zufrieden mit meiner „Zeitkapsel“.
Die Bergtour meines Lebens
Zu einem Urlaub in Hallstatt gehört zweifelsohne zum Gipfelsturm aufzubrechen. Ich habe schon mehrere kleine Wanderungen unternommen als ich beim Frühstück mit einem netten Ehepaar aus Wien ins Gespräch komme. Sie berichten mir von ihrer Leidenschaft für die Bergwelt rund um Hallstatt und bieten mir an, mit ihnen eine Tagestour zu unternehmen. Freudestrahlend sage ich zu und schon am nächsten Morgen nehmen wir den Plassen in Angriff.
Der Hausberg der Hallstätter fungiert als echter Geheimtipp, steht er doch völlig zu Unrecht im Schatten des Hohen Dachstein. Meine erfahrenen und rücksichtsvollen Begleiter erzählen in den schillerndsten Farben von ihren Wandererlebnissen und ehe ich es mich versehe, bin ich mit ihnen oberhalb der Baumgrenze angelangt. Ich schwitze und hechle zwar mehr als die beiden aber ihre gute Laune und das malerische Panorama lassen mich alle Scheu verlieren. Nach gut vier Stunden schütteln wir uns am Gipfelkreuz die Hände und blicken andächtig umher. Der Dachstein thront majestätisch vor meinen Augen und unten im Tal windet sich das blaue, beschauliche Band des Hallstätter Sees um die steilen Flanken. Ich bin beseelt und weiß, dass mich der nächste Urlaub garantiert wieder in diesen Garten Eden führt!